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Peter Borrmann

Ansprechpartner

Peter Hofelich
Kreisverbandspräsident

Tel.: (0 71 61) 67 39-29
E-Mail: info@drk-goeppingen.de

Voller Einsatz fürs Rote Kreuz

30 Jahre lang leitete der Süßener Peter Borrmann als Geschäftsführer die Geschicke des DRK-Kreisverbands Göppingen. Unter seiner Ägide wurden das DRK-Zentrum am Göppinger Eichert und das DRK-Gemeinschaftshaus in Geislingen gebaut, er initiierte die „Hilfe aus einer Hand“ und setzte sich für eine bessere Ausbildung und Bezahlung der Rettungsdienstmitarbeiter ein.

Seit seiner frühen Jugend ist Peter Borrmann mit dem Roten Kreuz verbunden. 1936 in Oberndorf am Neckar geboren, zog er nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Eltern und zwei Geschwistern über mehrere Stationen nach Deißlingen bei Rottweil. 

Dort war er als Gruppenleiter in der evangelischen Jugendarbeit aktiv und machte einen Erste-Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz, „um fit zu sein“. Weil man sich gut verstand, beschlossen die Jugendlichen, gleich noch einen Sanitätskurs anzuhängen und eine Ortsgruppe zu gründen. Borrmann wurde zum Schriftführer ernannt. Die Gruppe wuchs schnell, „es war eine richtig gute Kameradschaft“, erzählt er.

Nach der Schule begann Borrmann eine Lehre zum Einzel- und Großhandelskaufmann. Diese Kenntnisse, sagt er heute, seien ihm später immer wieder zugute gekommen. Der Kontakt zum Roten Kreuz blieb bestehen – auch später an der ersten Arbeitsstelle. Als Fahrer für den Rettungsdienst übernahm der junge Mann Wochenend-Einsätze in Rottweil und erlebte Kurioses: „Ich war der einzige Fahrer und manchmal die ganze Nacht unterwegs.“ Fünf Verletzte musste er einmal transportieren. Die Patienten waren hinten im Fahrzeug stets ihrem Schicksal überlassen, während er zum Krankenhaus fuhr. Dort musste er beim Ausladen helfen und manchmal sogar noch bei der Behandlung assistieren. “Diese Arbeit war sehr interessant”, sagt er. “Und dass ich dabei Menschen helfen konnte, das war ein sehr befriedigendes Gefühl für mich.”

1963 wurde aus der ehrenamtlichen Tätigkeit der Brotberuf: Peter Borrmann wurde Geschäftsführer in Rottweil.

Die Rotkreuzkameraden hatten ihn „bearbeitet“, wie er sagt, sich doch auf die Stelle zu bewerben. Zu dieser Zeit war er bereits seit zwei Jahren verheiratet mit seiner Frau Gerda. Das Paar hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder.

In der Geschäftsstelle in Schwenningen fing Borrmann mit seiner Arbeit an. Er brachte als erstes die vernachlässige Buchhaltung in Ordnung und verlegte die Geschäftsstelle ins zentralere Rottweil. Ein großer Teil seiner Arbeit bestand darin, Vermisstenfälle zu dokumentieren. Dafür reiste er im Landkreis umher und befragte aus dem Krieg heimgekehrte Soldaten nach den Schicksalen ihrer Kameraden. Auch als DRK-Geschäftsführer ließ er es sich nicht nehmen, weiterhin Rettungsdienstfahrten zu übernehmen. Im Ort wandte sich jeder bei Krankheiten oder Unfällen sofort an die DRK-Helfer, „man wusste ja, wo die wohnen, da hat man halt an die Fensterläden geklopft“. Borrmann: „Den Gedanken des 'Helfers vor Ort' hat es also schon lange gegeben.“

Nach zwei Jahren warb ihn ein Lehrbeauftragter des Roten Kreuzes für den Ulmer DRK-Kreisverband ab. Dort sollte ein Musterkreisverband entstehen, der anderen DRK-Gruppierungen Vorbild sein sollte. Weil sich aber in Rottweil kein Nachfolger fand, führte Borrmann die Amtsgeschäfte dort ein Vierteljahr nebenher weiter. Borrmann blieb sich treu: Wenn viel los war, fuhr er immer noch Rettungseinsätze, „da zog man halt den Arbeitsmantel über den Anzug und los ging's“, erzählt er. In Ulm habe es ihm sehr gefallen.

Und doch lockte nach fünf Jahren eine neue Aufgabe: In Göppingen war 1970 der Posten des Kreisgeschäftsführers vakant. Und wieder half Borrmann den Ulmern über die Runden: Bis sie einen Nachfolger für ihn hatten, sprang er noch ein Vierteljahr ein. In Süßen baute die Familie ein Haus – dort leben die Borrmanns immer noch.

Beim Roten Kreuz traf der neue Geschäftsführer „völlig unmögliche Zustände“ an: die Geschäftsstelle in der Eberhardstraße viel zu klein, die Rettungsdienstfahrer schlecht bezahlt. Weil Borrmanns Vorgänger schwer krank gewesen war, war viel Papierkram liegen geblieben. Das musste nun alles nachgeholt werden

In Ulm hatte Borrmann bereits eine Mitgliederwerbeaktion veranstaltet – das tat er nun in Göppingen auch, mit großem Erfolg. Weil die Raumsituation untragbar geworden war, regte Borrmann eine Erweiterung am Gebäude in der Eberhardstraße an. Damit aber war die Stadt Göppingen nicht einverstanden. Die Lösung: Neben der geplanten Klinik am Eichert war Platz. Borrmann war begeistert. Er hatte alles genau durchgerechnet und wusste, es war zu schaffen. Doch es habe zunächst viel Protest gegeben, erinnert er sich. Befürchtungen wurden laut, das Rote Kreuz und damit die Rettungswache seien auf dem Eichert zu weit ab vom Schuss. „Aber das hat sich nachher alles zerstreut, es hat alles gut funktioniert.“ Rund 3,5 Millionen Euro kostete der Neubau mit Zuschüssen, später kam der Anbau hinzu. Dass Aufgaben und Ausrüstung des Roten Kreuzes noch in den 1970er Jahren vor allem auf den Einsatz in Kriegszeiten ausgerichtet waren, zeigt ein Blick auf die Anordnung der Räumlichkeiten im Neubau: Von der Fahrzeughalle gab es einen direkten Zugang zur Kleiderkammer. So hätte man in Notzeiten mit Lastwagen unbehelligt von Bittstellern in die Halle einfahren lassen können und nach vorne Dinge für den täglichen Bedarf ausgeben können. „Das weiß heute niemand mehr.“ Auch in Geislingen wurde während seiner Zeit gebaut, es entstand das Gemeinschaftshaus in der Heidenheimer Straße.

Wenn Peter Borrmann an seine Amtszeit zurückdenkt, fallen ihm viele wichtige Projekte ein: Die Vereinheitlichung des Fahrzeugparks für den Rettungsdienst, die Etablierung der Katatstrophenschutzeinheiten im Roten Kreuz, die Einführung eines EDV-Systems zur Kostenabrechnung als erster Kreisverband in Baden-Württemberg, die Ordnung der vormals unübersichtlich gestalteten Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Göppingen, der Aufbau einer Partnerschaft mit dem ostdeutschen Kreisverband Löbau und die Einrichtung der „Hilfe aus einer Hand“. So bot der Kreisverband Behinderten und Kranken ein Paket mit Hausnotruf, Mobilen Sozialen Diensten und häuslicher Pflege, Behindertentransport und später auch Essen auf Rädern. Leicht war die Einführung dieses Angebots nicht, „es war ganz schwierig, bis wir etwa beim Hausnotruf die ersten Geräte installiert hatten“, erinnert sich Borrmann. Immer sei es ihm wichtig gewesen, mit anderen Wohlfahrtsverbänden zusammen zu arbeiten und sich abzusprechen. Als dienstältester Geschäftsführer des Landesverbandes seit 1986 war Borrmann Ansprechpartner für die Landesgeschäftsstelle.

Das eigene ehrenamtliche Engagement war Peter Borrmann immer wichtig: Er wurde Ausbilder für Erste Hilfe und gab zahlreiche Lehrgänge. Heute noch hilft er als Mitglied der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig bei Veranstaltungen mit, Rettungseinsätze im Gelände traut er sich nicht mehr zu. Als eine Gruppe in Göppingen die Wasserwacht aufbauen wollte, ließ sich auch Borrmann schulen. Als Sanitätsausbilder war er auch als Schiedsrichter unterwegs. „Es war mir immer ein Anliegen, dass alles funktioniert, dass ich weiß, was läuft“, sagt er. Als Chef sei er wohl eher der Typ des Einzelkämpfers gewesen, meint er. Streng sei er sicher auch gewesen. „Aber ich glaube, mit mir hat man sicher auskommen können. Mein Standpunkt war immer: Bei mir kann jeder schaffen, sofern er sich bemüht.“

Wegen gesundheitlicher Probleme legte Borrmann sein Amt im Jahr 2000, nach 30 Jahren, nieder. Langweilig wird ihm in der Rente nicht. Er spielt Mundharmonika und Flöte und schnitzt in den Wintermonaten aufwändige und kunstvolle Holzskulpturen. Mit seiner Frau Gerda und Hund Jenny ist er gern draußen unterwegs. Sie gehen wandern und machen gelegentlich tagelange Hüttenwanderungen – und er fährt Faltboot. Seine größte Tour bisher: von Ingolstadt bis ans Schwarze Meer.