Auf dem Marktplatz in Göppingen ist an diesem Samstag Ende Juni richtig was los. Der Kreisverband Göppingen des Roten Kreuzes belebt das Stadtzentrum zwischen 10 und 15 Uhr mit einem Aktionstag zur Feier seines 75. Bestehens. „Wir zeigen das komplette Angebot dessen, was das Rote Kreuz mit seinen Haupt- und Ehrenamtlichen den Menschen im Landkreis bietet“, erklärt Bettina Merten, Hauptorganisatorin der Veranstaltung und Abteilungsleiterin Rotkreuz-Dienste. Außerdem ergänzen die Alb-Fils-Kliniken (AFK) den Aktionstag. „Wir kooperieren seit vielen Jahren miteinander und weil wegen der Baustelle der neuen Klinik unser gemeinsames Kinderfest nicht stattfinden kann, präsentieren wir uns gemeinsam hier“, erläutert Merten.
Was präsentiert wird, ist viel – und es ist spannend, lustig und informativ gleichzeitig. Einen Anziehungspunkt bildet etwa der alte Krankentransportwagen (KTW) VW T1 aus dem Jahr 1960 aus dem Fundus des Rotkreuz-Landesmuseums Baden-Württemberg in Geislingen. Der steht – für den direkten Vergleich – neben einem KTW der neuen Generation. „Vor allem Kinder lassen sich davon in ihren Bann ziehen“, erklärt Rainer Kienzle. Unter ihnen ist die elfjährige Viktoria, die sich nicht zweimal bitten lässt, um als „Patientin“ zu modeln. Schnell wird deutlich, wie aufwändig der Krankentransport damals war und wie einfach er für die Retter dank Automatisierung heute ist. Eine lachende Menschentraube bildet sich um die Rotkreuzler, als sich die beiden Kromfohrländer-Therapiehunde Anila und Ronja dank Zuredens ihrer Halterin Eva-Maria Matheas zu Viktoria auf die Trage gesellen. Entspannt lassen sie sich von Museumsleiter Jens Currle und seinem Kollegen Antonino Amato vom Boden nach oben heben und ins Auto schieben.
Viel größer als der VW-KTW ist der Gerätewagen des Sanitätsdienstes (GW San), der zur Abteilung Bevölkerungsschutz gehört. Seine Schieber und Läden sind geöffnet und werden von den Passanten neugierig beäugt.
Wenige Meter davon entfernt haben die Mitarbeiter des SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum) und der Kinderklinik der AFK sowie der Klinikschule mit einem richtigen Andrang an Kindern zu kämpfen. Sie dürfen Teddybären der Teddybären-Klinik mit einem Stethoskop abhorchen, Nagelbilder basteln oder Stofftaschen mit Moosgummistempeln bedrucken.
Bei Axel Ost und Ulrich Kienzle liegen die Dummie-Oberkörper, an denen das Reanimieren der Aktion 100-pro-Reanimation geübt werden kann. „Das grundsätzliche Interesse ist da, aber man muss die Leute proaktiv ansprechen, damit sie sich trauen“, sagt Kienzle und Ost hat festgestellt: „Kinder sind da unerschrockener.“
Am Kreisverbands-Infostand locken Helium-Ballons die Kinder an, kleine Preise gibt es nach dem Drehen eines Glücksrads. Dort befindet sich auch das Hausnotruf-Team um Kathrin Dürr und Manuela Auer.
Technik-Interessierte lassen sich dagegen von Thomas Ruckh, Sven Feiner, Rüdiger Trautmann und Harika Izbudak von der Eislinger Bereitschaft in ihren Bann ziehen: Sie stellen den nagelneuen Einsatz-Leitwagen mit seinen technischen Raffinessen vor. „Bei Großveranstaltungen oder Katastropheneinsätzen, immer, wenn viele Einsatzkräfte vor Ort sind, ist diese Leitstelle vor Ort notwendig als Ergänzung zur Zentralen Leitstelle“, macht Thomas Ruckh, der Vorsitzende des Ortsvereins Eislingen deutlich, der sich dieser Sonderaufgabe angenommen hat. Und wegen der Synergieeffekte gehöre auch die Personenauskunftsststelle zu den Eislingern, ergänzt er. „Bei Unfällen mit zahlreichen Verletzten werden diese in unterschiedlichen Kliniken gebracht. Dann sind wir die Hotline, an der die Angehörigen nachfragen können, wohin.“
Am Stand der Wasserwacht erzählt Sven Hoffmann auf Nachfrage, dass die Wasserwacht im Landkreis vor allem bei Einsätzen in der Fils tätig wird sowie die Mitglieder der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks bei deren Einsätzen während Überschwemmungen unterstützt.
Die Bergwachten Geislingen-Wiesensteig und Göppingen präsentieren ihr ATV (All Terrain Vehicle) und haben einen Bergesack wie an einer Seilbahn befestigt, um Fragende anzulocken. „Erst kürzlich hatten wir zwei Einsätze, bei dem einer von uns bei einem Helikopter-Einsatz Menschen mit diesem Bergesack retten konnte“, berichtet Niko Schneider von der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig.
Einen relativ neuen Bereich der umfassenden DRK-Hilfen besetzt der Ortsverein Unteres Filstal-Schlierbach mit seiner Drohnengruppe. Wie vielseitig deren Einsatzgebiete sind, macht Michael Kläne auf Nachfrage deutlich: Lagebilder von Unfallstellen für die Feuerwehr erstellen, Glutnester aufspüren, Kitze retten oder Hilfsbedürftige finden mit der Wärmekamera an den Drohnen, Hilfsbedürftige in Gebäuden, Silos oder sogar in der Kanalisation finden und vieles mehr. Jugendliche wie Marcel finden das Fliegenlassen von Drohnen innerhalb eines Sicherheitsnetzes auf dem Marktplatz „richtig cool“.
Bettina Merten ist am Ende „froh und dankbar“ übers Wetter, die große Resonanz auf die Veranstaltung sowie für den tollen Einsatz der 55 Haupt- und Ehrenamtlichen aus dem gesamten DRK-Kreisverband. Genauso wie über den Einsatz der Verpflegungsgruppe aus Hattenhofen, die für ein leckeres Mittagessen für die Helfer gesorgt haben und die Jugendrotkreuzler aus Heiningen und Hattenhofen, die das Kinderschminken durchgeführt haben.